Auch wenn das R in der Modellbezeichnung der Motorräder von BMW ursprünglich auf das Wort "Rad" hinwies, um sich vom Flugmotorenbau abzugrenzen, ist dieser Buchstabe mittlerweile zum Kennzeichen der Boxer-Modelle avanciert. Bei denen bleibt ab Herbst 2023 kaum ein Stein auf dem anderen. Als erste Neue kam Ende 2023 die BMW R 1300 GS.
Neuer Boxer-Motor der BMW R 1300 GS
Am 28. September 2023 – genau 100 Jahre nach der ersten BMW, der R 32 – präsentierte BMW in Berlin die neue Reiseenduro R 1300 GS. Seit November 2023 ist die R 1300 GS im Handel. Mit beeindruckenden Eckdaten, vor allem zum neuen Boxer-Motor: genau 1.300 Kubik, 145 PS (107 kW) Spitzenleistung bei 7.750/min und 149 Nm maximales Drehmoment bei 6.500/min.
Unsere Highlights
Neues Automatik-Getriebe ASA
Im Frühjahr 2024 stellte BMW erstmals eine R 1300 GS mit dem neuen Automatik-Getriebe "Automated Shift Assistant" (ASA) vor. Dessen neue Komfort-Funktionen werden wohl nicht nur der Reiseenduro GS vorbehalten bleiben, sondern wahrscheinlich bei allen zukünftigen R 1300-Modellen zum Einsatz kommen, zumindest optional als Sonderausstattung.
R 1300 R, R 1300 RS und R 1300 RT werden folgen
Ob mit oder ohne ASA-Getriebe, der neue 1300er-Boxer wird den 1250er-Boxer sukzessive ersetzen. Also in der nackten R, der sportlichen RS und der touristischen RT. Von denen als 1300er-Versionen kursieren bisher keine Erlkönig-Fotos oder "Leaks", deshalb hat MOTORRAD sich zusammen mit Designer Kar Lee diese 3 Boxer-Typen vorgenommen und einen Blick in deren Zukunft geworfen (siehe Bildergalerie oben).
Die neue BMW R 1300 RS
Fangen wir mit der RS an: Erst kürzlich hat BMW den Boxer-Sportler mit Halbschalenverkleidung zart überarbeitet. Dazu gehörten ein serienmäßiges LED-Tagfahrlicht, LED-Blinker sowie neue Extras. Alternativ zu den hohen Lenkstummeln bietet BMW beispielsweise einen Rohrlenker zum Nachrüsten an, zudem kann die Zwei-Personen-Sitzbank gegen ein Solo-Heck getauscht werden. Diese Updates bedeuten mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass die aktuelle RS wohl noch bis Herbst 2024 im Programm bleibt und das 1300er-Update erst zum Modell-Jahrgang 2025 kommt.
Neue Rahmen-Konstruktion
Die Evolutionsschritte um den neuen 1300er-Motor herum bedeuten unter anderem neue Rahmen-Konstruktionen. Bei der R 1300 GS hat BMW auf einen neuen Hauptrahmen aus Stahl (Blechschalen) mit angeschraubtem Heckrahmen aus Aluminium umgerüstet. Prinzipiell könnte die R 1300 RS das in ähnlicher Form übernehmen. Während BMW bei der GS die bewährte Vorderradführung Telelever beibehält, mit zwei separaten, seitlich angeordneten Wasserkühlern, wird die RS wohl eine Upside-down-Telegabel bekommen – wie bereits die 1200er und die 1250er. Weil der große, einzelne Wasserkühler sich wie bisher vor dem Motor der RS breitmacht.
Die RS wird etwas sportlicher
Zu erwarten ist, dass BMW die Boxer-RS noch etwas sportlicher ausrichtet als bisher. Wir stellen uns das so vor: Weiterhin schmale Scheinwerfer sitzen in einer künftig wohl knapper ausgeformten und enger am Rahmen anliegenden Verkleidung. Die verzichtet auf unnötige Kanten, schmiegt sich wie aus einem Guss ans Motorrad. Kleine Abstriche beim Wetterschutz bringen mehr optische Rasanz. Die strahlt ebenfalls das knapper geschnittene Heck aus, das etwas steiler steht und wie selbstverständlich die Linie des Aluminium-Heckrahmens fortschreibt. Der und die weniger üppigen Formen versprechen zudem ein geringeres Gewicht. Mehr Power und weniger Kilogramm – diese Kombination stünde der neuen RS richtig gut.
Neue Radar-Systeme von BMW
Das muss allerdings ohne Abstriche bei der Technik funktionieren. Die umfangreiche Assistenzsystem-Liste bleibt erhalten, nahezu unsichtbar versteckt sich das Radar für das Totwinkel-Warnsystem im Heck, dort, wo normalerweise das Rücklicht sitzt. Blinkleuchten hinten mit integrierter Brems- und Rücklichtfunktion geben diesen Platz frei. Fährt ein Fahrzeug neben der RS, weisen Warnleuchten in den Spiegeln auf die Gefahr eines Zusammenstoßes beim Spurwechsel hin. Vorn befindet sich das Radar-System zwischen den Scheinwerfern, sorgt als Bauteil des Adaptive Cruise Control-Systems (Tempomat mit Abstandsregelung) für lässiges Gleiten auf Autobahnen.
Die neue BMW R 1300 R
Auch für die BMW R 1300 R könnte es die Radar-Systeme künftig geben. Auf jeden Fall bekommt sie den neuen, noch kräftigeren Boxer-Motor. Damit es dem Zweizylinder nicht zu heiß wird, füllt bei ihr wie bei der RS ein großer Wasserkühler den Raum vor dem Motor aus. Das bedeutet auch: Vorn fehlt weiterhin der Telelever. Macht aber nix, schon bisher hat die normale Upside-down-Telegabel richtig gut funktioniert. Wie bei der RS ziert die R beim MOTORRAD-Entwurf ein schmaleres Aluminium-Heck, das ihren sehnigen Auftritt als wohl 145 PS starkes Power-Naked-Bike unterstreicht.
Neuer LED-Scheinwerfer
Kleine Änderung, große Wirkung – diese Maßnahme trifft auf den Scheinwerfer zu. Lichtstarke LED-Technik steckt in seinem Gehäuse, das wohl etwas schmaler ausfällt und enger an die Gabel heranrückt. Ein feiner Unterschied, der die R aber gleich viel kompakter wirken lässt. Das untermauern auch die seitlichen Verkleidungsteile, welche die anströmende Luft gezielt zum Kühler leiten, trotz ihrer Abmessungen aber noch einen freien Blick auf die Technik erlauben.
Kleinerer Edelstahl-Schalldämpfer
Die Maßgabe kleiner und leichter gilt auch für den Schalldämpfer. Aus Edelstahl und fast ohne sichtbare Schweißnähte gefertigt, folgt er vom Vorschalldämpfer unter dem Motor der Heckform, genug Platz für optionale Koffer und Sozius-Fußrasten ist trotzdem vorhanden. Reduzierteres, vor Kraft strotzendes Aussehen bei voller Alltags- und Reisetauglichkeit – wenn es nach MOTORRAD geht, erledigt die neue R 1300 R das mit Bravour.
Die neue BMW R 1300 RT
Touring? Das wird auch für die neue R 1300 RT die Paradedisziplin sein. Sie erhält ebenfalls den neuen, noch stärkeren Boxer als Antrieb, damit hat es sich aber schon fast mit den Gemeinsamkeiten mit GS, R und RS. Weil sie als luxuriöser Reisedampfer oder als international geschätztes Behördenfahrzeug richtig viel Zuladung verkraften muss, verstärkt BMW bei ihr die neue Rahmen-Konstruktion. Ob auch hier ein Aluminium-Heckrahmen zum Einsatz kommt, ist unklar, aber nicht ausgeschlossen – die K 1600-Modelle haben ebenfalls einen.
GS und RT mit Telelever
Konsequenter Leichtbau hat beim Luxus-Tourer BMW R 1300 RT jedenfalls keine Chance, unbedingte Stabilität siegt über das letzte eingesparte Gramm. Da trifft es sich gut, dass an den Innenseiten der weiterhin üppigen Verkleidung der RT genug Platz für einen zweiteiligen Wasserkühler vorhanden ist, um – wie bei der GS – einen Telelever mit Zentralfederbein einzubauen.
RT weiterhin mit bestem Wind- und Wetterschutz
Auch wenn die RT nicht zu den Weight Watchers muss, drängen sich Änderungen bei der Formensprache auf. Optisch lag bisher fast das komplette Gewicht auf dem Vorderrad, schob die RT eine zwar gut schützende, aber auch massiv wirkende Verkleidung durch den Fahrtwind. Einen Top-Wetterschutz weist auch die Zeichnung der R 1300 RT von MOTORRAD und Kar Lee auf. Doch da zieht sich die Front spitzer und tiefer nach vorn, senkt so den Luftwiderstandsbeiwert, ohne die Tourenqualitäten zu schmälern.
Reduzierter Spritverbrauch
Zusätzlicher theoretischer Vorteil durch den geringeren Cw-Wert der BMW R 1300 RT: ein gesenkter Spritverbrauch. Bei unverändertem Tankvolumen von 25 Liter dürften so in Zukunft Reichweiten möglich sein, die an der 600-Kilometer-Marke kratzen. Die breitere Auslegung der Front im Rumpfbereich schirmt zudem Fahrer und Sozius noch besser als bisher vor Wind und Regen ab.
BMW R 1300 RT mit dem vollen Elektronik-Programm
Und die großen LED-Flutlichter samt Kurvenfunktion im Kunststoffkleid erleuchten auf jeder Nachtfahrt die Straße wie heller Sommersonnenschein. Noch umfangreicher als bei RS und R fährt die RT das volle Ausstattungsprogramm auf, mit Radar, Sitzheizung, elektrisch einstellbarem Windschild – wie neuerdings auch für die GS – sowie Audio-System. Inzwischen ist auch das separate Navigationssystem Geschichte: Eine Konnektivitätslösung erlaubt das einfache und vor allem schnelle Koppeln mit Android- und Apple-Geräten, spiegelt Google Maps direkt auf dem sehr großen und kontraststarken Farbmonitor.
R 1300 R, R 1300 RS und R 1300 RT folgen ab 2024
Einen Haken hat die Sache allerdings: Das Behördengeschäft ist wichtig für BMW. Egal, ob Stauhelfer oder Polizei – weltweit trifft man auf die RT. Damit der Übergang auch an dieser Stelle fließend verläuft, ist es sehr wahrscheinlich, dass BMW die neue R 1300 RT – wie auch die R 1300 RS und R 1300 R – erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 präsentieren wird.
Vielleicht erst für den Modell-Jahrgang 2025
Da heißt es noch warten. Das macht aber nichts, weil vor allem die Eckdaten zum neuen Boxer-Motor mehr als vielversprechend klingen. Wenn das motorische Herz schon so erstarkt, dann dürften die Modelle mit ihm als Antriebsplattform richtig gut werden. Und mit jeweils neuem Chassis zudem ein paar Kilo leichter.
Umfrage
Wird es höchste Zeit für neue 1300er-Boxer-Modelle von BMW? Oder sind die 1250er immer noch top?
55100 Mal abgestimmt
Die 1250er-Boxer sind immer noch top.Es wird höchste Zeit für neue 1300er-Boxer-Modelle.
Fazit
Ende 2023 kam die neue BMW R 1300 GS in den Handel, und im Laufe des Jahres 2024 werden die anderen R-Modelle folgen: R 1300 R, R 1300 RS und R 1300 RT. Alle mit dem neuen 1300er-Boxer und mindestens 145 PS. Optional dazu mit dem neuen Automatik-Getriebe ASA. MOTORRAD und Designer Kar Lee zeigen schon jetzt, wie R, RS und RT zukünftig aussehen könnten.
MOTORRAD Ressortleiter Neuheiten
Motorräder sind meine Welt. Ganz egal, ob mit langer Gabel, tiefen Stummellenkern oder grobem Profil auf den Reifen: als Ressortleiter Neuheiten und Katalog-Onkel bin ich immer auf der Suche nach dem nächsten Zweiradtrend oder heißen Bike-Modellen, die den Markt bereichern. Und wenn ich nicht mit der Lupe vorm Rechner hocke, unterstütze ich das Test-Team von MOTORRAD. Alpenmasters, 125er-Champs, Vergleichs- oder Top-Tests – kein Motorrad ist vor mir sicher 😊 Und zwar überall auf der Welt. Hauptsache, die nächste Kurve liegt in der Nähe.
Redakteur MOTORRAD online
Schon bevor ich in den 1980er-Jahren in die Schule kam, hatte ich mich vor allem mit Motorrädern beschäftigt, und seit 2001 mache ich genau das beruflich, als Redakteur für Motorrad-Themen. Geschäftliches und Privates zu trennen, ist da natürlich kaum möglich – aber eigentlich auch nicht nötig.
Als Ganzjahres-Motorradfahrer bin ich immer ohne lange Unterhose und ohne Ohrstöpsel unterwegs. Am liebsten mit Boxer-Motoren, ich mag aber auch andere Zweizylinder. Und Dreizylinder. Und Vierzylinder und sogar Sechszylinder. Notfalls Einzylinder. Prinzipiell bin ich offen für Motorräder aller Art – in Zukunft auch gerne elektrische.
Mein privates Motorrad: BMW R 1150 GS "Basic" (seit 2001).
Meine weiteren Hobbies: Fahrradfahren, Wandern, Alpen, Reisen, Fotografie und Musik.
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